in the belly of the whale oder wie der Wal die Wörter verschluckte
2020
Das Vorweg der erlernten Dinge trifft auf die radikale und umfassende Ausnahme der gegenwärtigen Situation. In der sozialen Distanzierung wird der alltägliche Eskapismus ins zwischenmenschliche Kräuseln unmöglich. Ein Wandeln durch die reflexiven Räume des Auf-Sich-Geworfen-Seins. Die unterbrochenen Ketten von Gemeinschaftlichkeit führen zu einer Verlangsamung und lassen dabei das Große, das Strukturelle in den Fokus rücken. Wie ist es? War es? Wird es sein? Sind unsere Wege vordefiniert, auch wenn wir uns vermeintlich gerade nirgendwohin bewegen?
„Wie und wo lernen wir, was und wer wir sind und was hat das für Konsequenzen? Wer entscheidet was uns zusteht? Es gibt immer schon ein „Vorweg" das uns gelehrt wird. Alles ist ausgestaltet, explizit. Alle Wege sind schon da. Es ist klar wann wir wo nach Links oder Rechts abbiegen dürfen. Das macht es schwierig einen anderen Weg zu nehmen. Die allgegenwärtige Supervision besteht auch darin, wer unsere Helden sind. Wer ist ein wichtiger Teil unserer Geschichte? Eigentlich ALLE, aber durch Monumente und Straßennamen wird subliminal eine bestimmte Geschichte geschrieben. Sind sie da, damit wir sie lernen oder damit wir die Wahrheit vergessen?" so die Künstlerin, die die staatlichen Eindämmungsmaßnahmen und deren Auswirkungen sowohl auf dem südamerikanischen als auch auf dem europäischen Kontinent erlebt hat.
BALLENA ist mächtig; Ein repetitiver, organischer Raum.
Das Verdauen vollzieht sich in Abschnitten.
Leere Straßen. Ein großes graues Haus gleitet einsam durch die neblige Landschaft. In seinem Bauch tausendfach die Worte MONUMENT, SUBLIMINAL und SUPERVISION. Panoptisch multipliziert. Ein flirrendes Grid, das sich über die Wände zieht. Wörter, hintereinanderweg, endlos in Schleife geschrieben. Reproduziert und tapeziert. Rundum. Die fliesenartige Struktur löst die Architektur auf und produziert beklemmende Klaustrophobie in deren Weitläufigkeit. Das Mikro der Handschrift verliert sich in dem Makro seiner Reproduktion.
Der soziale Raum ist untrennbar verbunden mit dem privaten Raum: Eine Glasscheibe in der Wand lässt nach nebenan blicken. Dahinter, abschlossen, auf Stoff gedruckt, das zum Portrait vergrößerte Passfoto der Künstlerin Paula Niño Ramirez. Ein unglaubwürdiges Monument, gleichzeitig groß und unsichtbar. Noch da und nicht mehr.
Die verschärfte Situation durch Pandemie und Klimakrise hat dazu geführt, dass weltweit Menschen Forderungen nach, und Vorschläge für eine gerechtere soziale Struktur haben. Gleichzeitig unglaubwürdige Versprechen ein - zu hinterfragendes Normal - würde wieder hergestellt werden.
Wie ist es? War es gut? Könnte es besser sein? Wo wollen wir hin?
Monumente schmelzen - weder die ‚Herren' noch der ‚Markt' haben es geregelt.
BALLENA eine Ausstellung die Anfangs niemand gesehen hat und die schon lange gleichzeitig in uns allen stattfindet.